Depressionen – die meist unbemerkte und viel zu oft verschwiegene Krankheit, die fast jeden fünften im Laufe seines Lebens einmal erwischt. Die Auslöser sind vielfältig und oft nicht nachzuvollziehen. Viele stecken ihr ganzes Leben mal mehr, mal weniger in diesem Gemisch aus Überforderung, Sinnlosigkeit, unendlicher Trauer und diesem Gefühl nach innerer Taubheit fest. Es liegt in der Natur der Krankheit, dass sie wenig Öffentlichkeit erfährt. Wer betroffen ist, sehnt sich zwar oft nach Zuneigung und menschliche Nähe, hat aber letztlich eigentlich gar nicht die Kraft diese auszuhalten oder zu suchen. Wer Hilfe braucht, für den ist es eine übermenschliche Kraftanstrengung diese zu finden. In Deutschland wartet man oft Monate auf Hilfe in Form von Psychotherapie – Hilfe, die eigentlich sofort geleistet werden muss. Medikamente, die uns – abgesehen von Johanniskraut – zur Verfügung stehen, machen meist abhängig, weil sie nichts am grundlegenden Defizit verändern. Ein Weg, den kaum ein Betroffener in Kauf nehmen will. Und trotzdem greifen mittlerweile 4 Mio. Deutsche zu Anti-Depressiva. Auch, weil viele Ärzte keine andere Antwort haben oder auch nur suchen.
Ich habe selbst an Depressionen gelitten. An manchen Tagen kam ich kaum aus dem Bett. Das, was viele schreiben, dass selbst der Abwasch eine Herausforderung ist, kenne ich. Die Überlegung, wie man das beenden kann auch. Dennoch hatte ich Glück ein Umfeld zu haben, das mich unterstützt hat und mir die Hand gereicht hat. Auch, wenn mein Weg keine Lösung für jeden ist, möchte ich die Frage aufwerfen, ob unser Lebensstil nicht dazu beiträgt, dass es schlimmer wird. Mich hätte niemand dazu bewegen können mich „ordentlich“ zu ernähren. Die Kraft war einfach nicht da. Dennoch weiß ich heute, dass das für mich persönlich der Schlüssel war. Heute verstehe ich diesen Zusammenhang besser, habe zahlreiche Bücher zum Thema Neurotransmitter und deren Produktion in unserem Organismus verschlungen und glaube, dass die Überforderung, der wir uns und der unsere Umwelt uns aussetzt einer der Gründe sein kann, dass Depressionen entstehen. Stress verursacht beispielsweise die Ausschüttung eines ganzen Arsenals an krankmachenden Botenstoffen in unserem Körper. Dauerhafter, chronischer Stress in all seinen Formen, sei es emotionaler Stress, Zeitdruck, schlechte, nährstoffarme Ernährung, fehlende Bewegung, Schadstoffbelastung usw. hält kaum ein Körper aus.
Serotonin, das als einer der Glücksbotenstoffe bekannt ist und dessen Stoffwechsel mit Medikamenten ja auch beeinflusst wird, kann beispielsweise durch eine mangelhafte Ernährung, chronischen Stress, genetische Disposition, Lichtmangel (Winter), eine schlechte Darmgesundheit oder mangelnde Bewegung regelrecht verloren gehen. In diesem Zusammenhang macht der Begriff Burn-Out, der ja oft mit einer Depression verbunden ist, für mich heute auch viel mehr Sinn. Alkohol, Drogen oder auch eine stark zuckerhaltige Ernährung übertünchen dieses Defizit nur kurzfristig und werden genau deshalb häufig von Betroffenen genossen.
Mich persönlich hat zum Beispiel die Umstellung auf eine glutenfreie Ernährung aus einem wahren Kopfgefängnis befreit. Ich kann bis heute nicht beschreiben wie dankbar ich für dieses „zufällige“ Experiment bin, das meinen Körper von einer Überlastung durch eine Immunreaktion befreit hat. Irgendwie habe ich es geschafft damals wieder auf die Füße zu kommen. Wie das genau ging und warum es geklappt hat, kann ich heute kaum noch nachvollziehen. Ich glaube aber, dass Zuneigung und stets bestes Essen, das für mich gekocht wurde, einen Beitrag dazu geleistet haben.
Vor einigen Wochen bin ich auf das Buch von Julia Ross („Was die Seele essen will“) gestoßen. Auch hier habe ich wieder ein Puzzlestück entdeckt, das zu seelischer Gesundheit beitragen kann. Ross – selbst Psychologin, die die Grenzen ihrer Arbeit erkannte – beschreibt darin nicht nur die Ursachen, die eine ausreichende Versorgung mit den nötigen Neurotransmittern verhindert. Sie zeigt auch Wege auf, wie man mit der gezielten Supplementierung mit einfachen und überall erhältlichen Nahrungsergänzungsmitteln den Stoffwechsel im Gehirn unterstützen kann. Leider gibt es in Deutschland per se keinen Nährstoffmangel und Nahrungsergänzungsmittel sind sowieso Teufelszeug. Das habe ich bisher auch so gesehen, dann experimentiert und wurde letztlich durch Erfahrung eines Besseren belehrt. Sicher, eine gesunde und ausgewogene Ernährung, Bewegung und aktives Stressmanagement hilft mehr, aber wie soll man das auf die Beine bekommen, wenn man kaum in der Lage ist aufzustehen?
Auf Twitter wurde ich für meine Erfahrung beschimpft. „Endlich Bullshit!“ war die Reaktion. In meinen Augen ist es dennoch einen Versuch wert die von Ross empfohlenen essentiellen Aminosäuren zu supplementieren. Als Ergänzung zu einer Therapie versteht sich. Und es ist ja nicht so, dass wir in die bio-chemischen Abläufe nicht schon versuchen würden mit Medikamenten einzugreifen. Denn die Auswirkungen eines Aminosäure-Mangels, der durch o.g. Faktoren ausgelöst werden kann, sind oft unerträglich:
Serotonin
+ Ein hoher Serotoninspiegel macht „positiv, selbstsicher, flexibel und entspannt“
– Ein niedriger Serotoninspiegel führt zu einer „negativen Einstellung, Zwangsverhalten, Besorgnis, Reizbarkeit und Schlaflosigkeit“
Katecholamine
+ Ein hoher Katecholaminspiegel macht „energiegeladen, optimistisch und munter.“
– Ein niedriger Katecholaminspiegel macht „lethargisch, flau und traurig.“
GABA
+ Ein hoher GABA-Spiegel macht „gelassen und stressfrei“
– Ein niedriger GABA-Spiegel macht „aufgeregt, gestresst und überfordert.“
Endorphine
+ Ein hoher Endorphinspiegel weckt Gefühle der „Behaglichkeit, Freude und manchmal sogar Euphorie.“
– Ein niedriger Endorphinspiegel macht weinerlich und „allzu leicht verletzlich.“
Um diese Neurotransmitter zu beeinflussen arbeitet Ross zusätzlich zur Therapie mit nicht-verschreibungspflichtigen Nahrungsergänzungsmitteln, die dem Körper helfen seine leeren Speicher wieder aufzufüllen. Namentlich Tryptophan (Serotonin), Tyrosin und B6 (Katecholamine), GABA (Gamma-Aminobuttersäure) oder DL-Phenylalanin (Endorphine).
Ich möchte nicht behaupten, dass dies ein Allheilmittel ist. Ganz sicher nicht. Aber es gibt zahlreiche Studien, die dafür sprechen, dass Ergänzungsmittel schnell und effizient helfen können. Von den anekdotischen Erfolgsergebnissen, die Ross in ihrem Buch und auf zahlreichen Vorträgen aufführt, ganz zu schweigen.
Für mich war die Überlegung immer: Was fehlt meinem Körper, dass er nicht richtig funktionieren kann? Und auch wenn NEMs nicht natürlich sind, so sind die Wirkstoffe in meinen Augen immernoch natürlicherer Bestandteil meines Organismus als Prozac und Co. Und wenn man erstmal wieder aus dem Bett kommt, kann man den Rest, der nötig ist um auch psychisch ein gesundes Leben zu führen immernoch ändern.
Mehr zum Thema Depressionen und andere psychische Störungen mit Nährstoffen behandeln, findest du auf unserer Übersichtsseite zum Thema psychische Gesundheit.
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[…] Hier geht’s lang: http://www.foodlinx.de/notjustsad-zivilisationskrankheit-depression/ […]
Hallo Nadja,
vielen Dank für deinen Artikel und die Buchempfehlung. Die Behandlung mit NEMs ist definitiv eine Alternative zu den synthetischen Arzneimitteln. Dennoch möchte ich als Betroffene richtig stellen, dass die Medikamente = Antidepressiva per se nicht abhängig machen. Man muss sie aber langsam einschleichen und wieder ausschleichen. Und leider ist es so, dass es einem mit Medikament gut geht, aber ohne leider nicht, d. h. man spürt nicht unbedingt seine Fortschritte. Jeder der unter Depressionen leidet, sollte auch testen, ob nicht die hormonelle Verhütung auch eine Ursache sein kann, wenn man sie anwendet. Diese künstlichen Hormone beeinflussen den Körper stärker als ich je gedacht hätte. Deswegen steht neben Psychotherapie demnächste der Wechsel auf eine Kupfer-Spirale öder ähnl. an.
Liebe Silke,
vielen Dank für deinen nützlichen und sehr hilfreichen Beitrag. Mit dem Thema Abhängigkeit hast Du natürlich Recht. Wenn es mir ohne Antidepressiva aber nicht gut geht, dann können durchaus Abhängigkeiten entstehen, sei es auch nur psychischer Natur. Nichtsdestotrotz hast Du natürlich definitionsgemäß Recht. Ich wünsche Dir viel Erfolg mit der bevorstehenden Veränderung! Ich hoffe es klappt. Liebe Grüße, Nadja
Hallo Nadja,
auch ich bin über deine Äußerungen zu „süchtigmachenden Antidepressiva“ gestolpert. Es ist richtig, dass eine Art psychische (keine körperliche!) Abhängigkeit entstehen kann, denn ohne begleitende psychologische Psychotherapie werden meist keine neuen, gesünderen Verhaltens- und Denkweisen erlernt.
Gerade bei schweren Depressionen ist es aber oft wortwörtlich lebensnotwendig, mit Hilfe von Antidepressiva einen ersten Schritt in Richtung Besserung zu erreichen. Eine Depression ist, rein organisch gesehen, eine Stoffwechselstörung im Gehirn. Um von anderweitigen Therapieangeboten überhaupt profitieren zu können, muss manchmal ein erster Grundstein in Form von Antidepressiva gelegt werden (z.B., um einen Suizid zu verhindern, oder damit Therapien nicht abgebrochen werden etc.).
In deinem Text sehe ich die Gefahr, dass schwer Betroffenen unnötig Angst vor diesem manchmal wirklich sehr sinnvollem ersten Schritt gemacht wird, der eine (nichtsüchtig machende!) Basis für alles Weitere schaffen kann. Es wäre also wirklich sinnvoll und verantwortungsvoller, wenn dein Text hier stärker differenzieren würde.